Zu Unrecht in Haft: Wangchen und seine Tante Dolkar

Bildquelle: RFA

Berlin, 17. Juni 2019. Ein junger Tibeter wurde in der osttibetischen Präfektur Kardze zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er öffentlich für den vor mehr als zwanzig Jahren „verschwundenen“ 11. Panchen Lama Gedhun Choekyi Nyima gebetet und „Freiheit für den Panchen Lama!“ gerufen hatte. Der 20-jährige Wangchen war am 29. April im Landkreis Sershul festgenommen worden. Die chinesischen Behörden hatten auch seine Tante verhaftet, einem Bericht von „Radio Free Asia“ zufolge wurde auch sie später zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt, weil sie Informationen über den Fall weitergegeben hatte. Zwei weitere Tibeter namens Lobsang und Yonten seien zu Geldstrafen in Höhe von 15.000 Yuan (ca. 2.000 €) sowie zur Teilnahme an „politischen Umerziehungsmaßnahmen“ über einen Zeitraum von sechs Monaten verurteilt worden. Während des Prozesses sei den Quellen von RFA Wangchens unsicherer Gang aufgefallen, möglicherweise ein Hinweis auf Folter oder Misshandlung.

Die Festnahmen erfolgten vier Tage nach Gedhun Choekyi Nyimas 30. Geburtstag. Der als kleiner Junge vom Dalai Lama anerkannte 11. Panchen Lama war im Jahr 1995 von den chinesischen Behörden entführt worden. Bis heute wurde er nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Wenige Monate nach seinem „Verschwindenlassen“ installierte die chinesische Führung einen eigenen Panchen Lama namens Gyaltsen Norbu, der zwar von den meisten Tibetern nicht anerkannt wird, dem jedoch die Machthaber in Peking eine zunehmend wichtige Rolle in ihrem Bemühen um die Kontrolle des tibetischen Buddhismus zugedacht haben.

Kurze Zeit nach Wangchens Protestaktion stattete einer der wichtigsten Politiker Chinas, Vizepremier Wang Yang, der Präfektur Kardze einen Besuch ab. Wang Yang gehört dem siebenköpfigen Ständigen Ausschuss des Politbüros der chinesischen KP an, dem innersten Zirkel der Macht in China. Der Besuch diente dem Zweck, die zentrale Botschaft der chinesischen KP zu unterstreichen, derzufolge der tibetische Buddhismus „sinisiert“ werden solle. Hinter dieser Chiffre verbirgt sich der Versuch, die authentische religiöse und kulturelle Praxis in Tibet zu unterminieren und stattdessen der totalen Kontrolle durch die chinesische Politik zu unterwerfen. Passenderweise hatte sich Wang Yang kurz vor seiner Reise nach Tibet in Peking mit Gyaltsen Norbu getroffen. Den Staatsmedien zufolge unterstrich Wang bei dieser Gelegenheit, dieser werde „eine klare politische Position einnehmen und die religiösen Führungspersönlichkeiten wie auch die Gläubigen im Kampf gegen alle separatistischen Elemente anführen“.

Zusätzliche Informationen können Sie unserem Bericht „Tibetans imprisoned for Panchen Lama prayers and protest: high-level focus on ‘Sinicization’ in Kardze” entnehmen.

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