Düsseldorf,
07
März
2022
|
22:08
Europe/Berlin

Update zu Unipers Russlandaktivitäten und weiteren Schritten

Zusammenfassung
  • Uniper verurteilt russischen Einmarsch in die Ukraine scharf
  • Uniper hat beschlossen, eine vollständige Wertberichtigung für das Darlehen an Nord Stream 2 vorzunehmen
  • Veräußerungsprozess für die russische Tochtergesellschaft Unipro wird sobald wie möglich wieder aufgenommen
  • Bestehende langfristige Gasimportverträge mit Russland bleiben Teil der sicheren europäischen Gasversorgung – Uniper wird keine neuen langfristigen Lieferverträge für Erdgas mit Russland abschließen
  • Alternative Gasversorgung: Neustart des LNG-Terminalprojekts in Wilhelmshaven und verstärkte Diversifizierung der Bezugsquellen
  • Proaktive Maßnahmen zur Stärkung der Versorgungssicherheit und zur Verbesserung der Diversifizierung der Brennstoffversorgung für die Stromerzeugung
  • Verlängerung der bestehenden KfW-Kreditfazilität an den Bund angestrebt
  • Finanzieller Ausblick unverändert

 

Uniper verurteilt den russischen Einmarsch in die Ukraine auf das Schärfste. Mit diesem Krieg bricht Russland das Völkerrecht und die Grundsätze der UN-Charta.

„Ich empfinde tiefes Mitgefühl für alle Menschen, die direkt oder indirekt von einem Krieg in der Ukraine betroffen sind, für den es keinerlei Rechtfertigung gibt. Gerade vor dem Hintergrund unserer langjährigen Geschäftsbeziehungen zu Russland sind wir schockiert und bewegt von diesen beispiellosen Entwicklungen“, so Uniper-CEO Klaus-Dieter Maubach. „Es ist wichtig, dass die Bundesregierung derzeit alles Menschenmögliche tut, um die Abhängigkeit Deutschlands von russischen Rohstoffexporten zu verringern. Als Energieversorger ist es unsere Pflicht, gerade in solch schwierigen Zeiten unseren Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung zu leisten. Aufgrund der bestehenden Verträge mit Russland beziehungsweise russischen Unternehmen tragen wir eine besondere Verantwortung nicht nur für uns selbst, sondern auch für große Teile der deutschen Industrie und viele Menschen in Deutschland und Europa. Zwei Dinge müssen jetzt getan werden: Die bestehenden Energieströme aufrechterhalten und gleichzeitig Mittel und Wege finden, um die Gasversorgung für Deutschland und Europa kurz-, mittel- und langfristig vielfältiger und damit weniger anfällig für geopolitische Risiken zu machen. Kurzfristig haben wir die Arbeiten an einem nationalen LNG-Importterminal in Wilhelmshaven wieder aufgenommen und unterstützen die deutsche Regierung bei diesem und anderen Projekten voll und ganz.“


Uniper hat beschlossen, eine vollständige Wertberichtigung für die Nord-Stream-2 Finanzforderung vorzunehmen

Uniper wird eine Wertminderung seiner Darlehen an die Nord Stream 2 AG in Höhe von 987 Mio. € vornehmen. Der Buchwert ergibt sich aus den ursprünglich an Nord Stream 2 gewährten Darlehen (695 Mio. €) zuzüglich des aktuellen Betrags der aufgelaufenen Zinsen (292 Mio. €). Diese nicht-operative Wertminderung wird sich im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres auf das IFRS-Konzernergebnis auswirken, hat aber keinen Einfluss auf die bereinigten Ergebniszahlen. Künftig werden die damit verbundenen Zinserträge in Höhe von rund 100 Mio. € pro Jahr für Uniper entfallen.


Veräußerungsprozess für russische Tochtergesellschaft Unipro wird sobald wie möglich wieder aufgenommen

Uniper ist mit 83,73% Mehrheitseigentümer des russischen Unternehmens PAO Unipro. Das Unternehmen ist an der Moskauer Börse notiert und arbeitet unabhängig im Rahmen der russischen Gesetzgebung.

Ende letzten Jahres hat Uniper einen Prozess zur Veräußerung von Unipro eingeleitet. Aufgrund der aktuellen Situation wurde dieser Prozess vorerst gestoppt und wird sobald wie möglich wieder aufgenommen.

Die Aktivitäten von Unipro, einschließlich des Modernisierungsprogramms für Kraftwerke, laufen weiter. Uniper wird jedoch keine neuen Investitionen in Russland tätigen und bis auf Weiteres keine Mittel an Unipro überweisen.

Es ist derzeit nicht absehbar, wie sich mögliche russische Sanktionen auf die geschäftliche und finanzielle Situation von Unipro auswirken könnten. Das wichtigste Ziel von Unipro ist derzeit der sichere Betrieb seiner Anlagen und die Erfüllung seiner Lieferverpflichtungen gegenüber seinen Kunden.

Unipro betreibt mit seinen rund 4.300 Mitarbeitern in Russland fünf Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von über 11 Gigawatt. Unipro erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2021 ein bereinigtes EBIT von 230 Mio. €, was knapp 20% des operativen Ergebnisses (EBIT) von Uniper und rund 160 Mio. € des bereinigten Nettoergebnisses ausmacht.


Bestehende, langfristige Gasimportverträge mit Russland bleiben Teil einer sicheren europäischen Gasversorgung

Die langfristigen Importverträge von Uniper mit Russland spielen eine wesentliche Rolle für die Gasversorgung in Europa, insbesondere in Deutschland. Deutschland ist heute zu mehr als 90% von Erdgasimporten abhängig. Im Jahr 2021 hat Deutschland knapp 90 Mrd. m³ Erdgas importiert. Mehr als die Hälfte dieser Menge (ca. 55%) kommt aus Russland.

Das Gas-Midstream-Geschäft von Uniper umfasst ein Portfolio von rund 370 TWh an langfristigen Gaslieferverträgen: Davon stammen rund 200 TWh aus Russland. Uniper sieht es als sein Aufgabe an, alles zu tun, um die Menschen in Deutschland und Europa mit Energie zu versorgen, auch und gerade in diesen volatilen Zeiten. Uniper wird diese Aufgabe auf der Basis der bestehenden Verträge weiterhin zuverlässig erfüllen. Das Unternehmen hat ehrgeizige Klimaschutzziele für die Stromerzeugung in Europa – ebenso wie für sein Gas-Midstream-Geschäft. Vor diesem Hintergrund wird sich auch das Gasportfolio schrittweise von Erdgas auf CO2-arme oder -freie Gase verlagern. Uniper wird keine neuen langfristigen Lieferverträge für Erdgas mit Russland abschließen.

Im Falle einer begrenzten und kurzfristigen Drosselung der Gasflüsse aus Russland wird Uniper voraussichtlich in der Lage sein, seine flexiblen Vermögenswerte, einschließlich der Gasspeicher, so zu nutzen, dass der Ausfall weitgehend kompensiert wird. Erhebliche Unterbrechungen der Gasflüsse würden dagegen die Stabilität des deutschen Gassystems gefährden und höchstwahrscheinlich zu einer Ausrufung des Notstands durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz führen. Im entsprechenden Rechtsrahmen würde die Bundesnetzagentur (BNetzA) die Rolle des so genannten Bundeslastverteilers übernehmen, der faktisch die Kontrolle über das System übernimmt und den Marktteilnehmern auf der Angebots- und Nachfrageseite Anweisungen zum rechtzeitigen Systemausgleich erteilt.

In einem solchen Szenario würde Uniper die BNetzA mit seine Assets aktiv unterstützen, um das System zu stabilisieren, aber es läge letztlich in der Verantwortung der BNetzA, auf welche Weise das Gas an die Kunden geliefert und verteilt wird. Wir gehen davon aus, dass solche Maßnahmen und Ereignisse die bestehenden vertraglichen Vereinbarungen ersetzen würden.

Tiina Tuomela, CFO von Uniper: „Ich bin tief betroffen von diesem Krieg und dem Leid der Familien in der Ukraine. In meiner Rolle als CFO von Uniper konzentriere ich mich darauf, wie wir als Uniper die Versorgungssicherheit in Europa gewährleisten können. Uniper hat derzeit kein strukturelles Preisrisiko in seinem Gasportfolio, da die Liefermengen im Voraus an die Kunden verkauft wurden. Eine mögliche Unterbrechung der russischen Gaslieferungen würde das deutsche Gasimportsystem und damit auch Uniper betreffen. Zum jetzigen Zeitpunkt schätzen wir die Wahrscheinlichkeit einer solchen Einschränkung als gering ein: Derzeit bekennen sich alle Parteien zu einer Fortsetzung der Gaslieferungen, und es gibt bisher keine Anzeichen für eine Einschränkung der Lieferungen. Im Falle einer Unterbrechung der Lieferungen aus der Ukraine gibt es derzeit alternative Routen, die genutzt werden könnten, um den Gasimport nach Europa zu stabilisieren.“


Alternative Gasversorgung: Wiederaufnahme des LNG-Terminalprojekts in Wilhelmshaven und verstärkte Diversifizierung der Bezugsquellen

Uniper setzt seine Strategie weiter um, die Energieversorgung diversifizierter und sicherer zu machen – zum Beispiel durch die Beschaffung zusätzlicher Mengen an verflüssigtem Erdgas (LNG) für Deutschland. Uniper diversifiziert sein Gasportfolio kontinuierlich durch den Ausbau des LNG-Portfolios. Im Laufe der Jahre hat das Unternehmen seine langfristigen Kapazitäten an den Terminals Isle of Grain und Gate erhöht, um LNG aus vielfältigen globalen Versorgungsquellen nach Europa zu importieren. Dies bildet eine gute Grundlage, um LNG als wichtigen Bestandteil des deutschen Versorgungsportfolios zu etablieren. Uniper ist mit seinem globalen LNG-Geschäft und seine vertraglich gesicherten LNG-Mengen dafür gut aufgestellt. Im vergangenen Jahr hat Uniper weltweit mehr als 360 Schiffsladungen gehandelt.

Um das Portfolio weiter zu diversifizieren und wie von der deutschen Regierung gefordert, plant Uniper LNG direkt auf den deutschen Markt zu bringen. Außerdem wird eine LNG-Regasifizierungsanlage benötigt, die es in Deutschland noch nicht gibt. Uniper hat daher die Planung für ein LNG-Terminal in Wilhelmshaven wieder aufgenommen. Diese Aktivitäten stehen in engem Zusammenhang mit unseren Plänen, Wilhelmshaven zu einer grünen Energiedrehscheibe zu machen, mit grünem Ammoniakimport und einer Wasserstoffproduktion, um mehr als 10% des für die deutsche Wirtschaft im Jahr 2030 benötigten Wasserstoffs bereitzustellen. Die Gespräche mit dem russischen Unternehmen Novatek über den Import von Ammoniak sind jedoch auf Eis gelegt.

Darüber hinaus treiben wir die weitere Diversifizierung unserer Gasbezugsquellen voran, betreiben unsere Gasspeicher verantwortungsvoll und setzen unsere Strategie in den Bereichen Wasserstoff und Erneuerbare Energien konsequent um. Auf diese beiden Bereiche wird der größte Teil unserer zukünftigen Investitionen entfallen.


Proaktive Maßnahmen zur Stärkung der Versorgungssicherheit und zur Verbesserung der Diversifizierung der Brennstoffversorgung für die Stromerzeugung

Uniper hat die notwendigen Schritte unternommen, um sicherzustellen, dass seine kohlebefeuerten Kraftwerke in Europa technisch ohne russische Kohle betrieben werden können, und hat beschlossen, seine russischen Kohlelieferverträge nicht zu verlängern. Uniper bezieht bereits Steinkohle aus einer Vielzahl von Regionen weltweit und verfolgt eine Übergangsstrategie zur Kohlediversifizierung, die voraussichtlich Ende 2022 abgeschlossen sein wird, wenn die bestehenden russischen Kohlelieferverträge auslaufen. Die meisten der bestehenden Kohlelieferverträge werden von Russland weiterhin ohne größere Unterbrechungen erfüllt. Uniper verfolgt die Entwicklung aufmerksam.

Uniper ist bereit, die Versorgungssicherheit weiter zu stärken. Entsprechend wurde die Verlängerung der Kohleverstromung an den deutschen Kraftwerken Staudinger, Heyden, Scholven und Wilhelmshaven bereits geprüft, für den Fall, dass dies von der Bundesregierung gewünscht wird.

Schließlich setzt Uniper die Entwicklung seiner Stromerzeugungsflotte in der EU fort und verpflichtet sich weiterhin, bis 2035 CO2-Neutralität zu erreichen, indem es den Betrieb von Wasser- und Kernkraftwerken fortsetzt, in erneuerbare Energien investiert und sich auf die Verwendung sauberer Brennstoffe im Gaskraftwerksportfolio konzentriert.


Uniper strebt Verlängerung der bestehenden KfW-Kreditlinie an

Am 4. Januar 2022 wurde Uniper von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW-Bank) eine Kreditfazilität in Höhe von 2 Mrd. € gewährt. Diese Fazilität ist noch nicht in Anspruch genommen worden und läuft Ende April aus. Angesichts der anhaltend volatilen Märkte hat Uniper vorsorglich um eine Verlängerung der Kreditfazilität gebeten. Die Kreditfazilität soll weiterhin als Back-up-Fazilität für den Fall weiterer extremer Entwicklungen an den Rohstoffmärkten dienen.


Finanzieller Ausblick derzeit unverändert

Die oben erwähnte Wertminderung der Darlehen an die Nord Stream 2 AG ist weder für das bereinigte EBIT noch für den bereinigten Konzernüberschuss relevant, da es sich um einen nicht-operativen Verlust handelt. Die wegfallenden Zinszahlungen werden sich auf den angepassten Konzernüberschuss in Höhe von rund 100 Mio. € negativ auswirken. Insgesamt haben sich aus heutiger Sicht keine weiteren wesentlichen Geschäftsrisiken für unsere Ergebnisprognose ergeben. Der am 23. Februar 2022 gegebene Ausblick bleibt daher vorerst unverändert. Angesichts des derzeit volatilen Geschäftsumfelds wird Uniper die Entwicklungen weiterhin genau verfolgen.

Über Uniper

Uniper ist ein internationales Energieunternehmen mit rund 11.500 Mitarbeitenden in mehr als 40 Ländern. Das Unternehmen plant, in der europäischen Stromerzeugung bis 2035 CO2-neutral zu werden. Mit rund 33 Gigawatt installierter Kapazität gehört Uniper zu den größten Stromerzeugern weltweit. Unipers Kernaktivitäten umfassen sowohl die Stromerzeugung in Europa und Russland als auch den globalen Energiehandel, sowie ein breites Gasportfolio, das Uniper zu einem der führenden Gasunternehmen in Europa macht. Uniper ist zudem ein verlässlicher Partner für Kommunen, Stadtwerke und Industrieunternehmen bei der Planung und Umsetzung von innovativen, CO2-mindernden Lösungen auf ihrem Weg zur Dekarbonisierung ihrer Aktivitäten. Als Pionier im Bereich Wasserstoff ist Uniper weltweit entlang der kompletten Wertschöpfungskette tätig und realisiert Projekte, um Wasserstoff als tragende Säule der Energieversorgung nutzbar zu machen. 

Das Unternehmen hat seinen Sitz in Düsseldorf und ist derzeit das drittgrößte börsennotierte deutsche Energieversorgungsunternehmen. Zusammen mit ihrem Hauptaktionär Fortum ist Uniper außerdem der drittgrößte Erzeuger CO2-freier Energie in Europa. 

Textbaustein

Diese Pressemitteilung enthält möglicherweise bestimmte in die Zukunft gerichtete Aussagen, die auf den gegenwärtigen Annahmen und Prognosen der Unternehmensleitung der Uniper SE und anderen derzeit für diese verfügbaren Informationen beruhen. Verschiedene bekannte wie auch unbekannte Risiken und Ungewissheiten sowie sonstige Faktoren können dazu führen, dass die tatsächlichen Ergebnisse, die Finanzlage, die Entwicklung oder die Performance der Gesellschaft wesentlich von den hier abgegebenen Einschätzungen abweichen. Die Uniper SE beabsichtigt nicht und übernimmt keinerlei Verpflichtung, derartige zukunftsgerichtete Aussagen zu aktualisieren oder an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen.

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