Die Frau, die so laut gegen den Freihandel schimpft, lebt in einem schallisolierten Wohnzimmer. Die Wände sind mit Glaswolle gedämmt, die Türen mit Schaumstoff gepolstert, die Vorhänge zugezogen. An der Wand hängen Fotos der Kinder und Enkelkinder, ein Scherenschnitt der jüngeren Tochter, das Papier ist über die Jahre wellig geworden. In der Ecke steht ein Notenständer. Marianne Grimmenstein, 70 Jahre alt, eine Dame mit grau meliertem Haar und gestreiftem Poloshirt, ist Querflötenlehrerin. Hier, im Wohnzimmer ihrer Dreiraumwohnung in Lüdenscheid im Sauerland, übte sie mit ihren Schülern Mozart und Vivaldi. Ihr Alltag bestand aus Tonleitern und Atemübungen. Bis sie zum ersten Mal jene vier Buchstaben sah, die aus ihr, der Flötenlehrerin, Deutschlands schärfste Freihandelsgegnerin machten: Ceta. Seitdem dreht sich ihr Leben um Handelsrechtsparagrafen.